Allgäuer Gipfelgrate, Teil 1 – Rubihorn, Gaisalphorn und Nebelhorn

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In den Allgäuer Alpen sticht die Gipfelkette vom Rubihorn – Nebelhorn – Großer Daumen deutlich heraus. Schließlich ist sie mit einem durchgehend begehbaren Grat verbunden und zeichnet sich durch seine abweisende Nordwand aus. Dabei wechseln sich auf dem Grat einfache Wanderwege und Kletterpassagen ab. Umrandet wird das alpine Erlebnis durch Hochgebirgsseen, fantastische Blumenwiesen sowie imponierende Tiefblicke. Grund genug, sich auf diese markante Gipfelgrat-Tour einzulassen. Der erste Teil behandelt den Bereich vom Rubihorn bis zum Nebelhorn.

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Eine morgendliche Idylle am Unteren Geisalpsee

Die Gesamtlänge für den ersten Teil beträgt etwa 19 Kilometer bei rund 1800 Höhenmeter. Darüber hinaus sind Kletterstellen bis in den unteren II. Schwierigkeitsgrad vorhanden. Damit zählt diese Tour zu den anspruchsvolleren Vorhaben. Nun habe ich mir diese traumhafte Grat-Tour erfüllt. Morgens um 7:30 Uhr ging es vom Wanderparkplatz in Reichenbach bei Oberstdorf los. Den idyllische Gaisalptobelweg mit seinen Wasserfällen ist hier zu empfehlen. Kurz danach grüßt das Allgäuer Braunvieh, den ersten Blick auf das Rubihorn kann man erhaschen. Nach weiterem Aufstieg erreicht man den Unteren Geisalpsee. Was für eine Kulisse!

Der erste Gipfel des Tages: Das Rubihorn

Nachdem man den Unteren Geisalpsee zurückgelassen hat, verläuft der Pfad immer steiler auf der Südostseite des Rubihorns. Auf der linken Seite bekommt man einen Vorgeschmack für die kommenden Stunden: Der Grat vom Rubihorn, Gaisalphorn und letztendlich zum Nebelhorn ist komplett zu überblicken. Nach etwa 2,5 Stunden erreicht man den Gipfel des Rubihorns (1957 m). Dort hat man eine hervorragende Aussicht in das Illertal nach Sonthofen und Immenstadt. Tipp: Früh ankommen, sodass man den Gipfel für sich (fast) alleine genießen kann.

Die Gratwanderung beginnt

Der weitere Verlauf vom Rubihorn zum Gaisalphorn führt über einen exponierten Grat. Der Pfad ist sehr von Latschenkiefern bedeckt, damit ist er im Sommer auch ein Genuss für alle Sinne. Kurz vor dem Gipfel begegnet man einer Kletterstelle II-, welche jedoch mit Drahtseilen entschärft ist. Direkt danach gilt es noch eine Leiter zu überwinden, sodass man anschließend auf dem Gipfel des Gaisalphorn (1953 m) steht. Von hier erhält man einen hervorragenden Überblick über Oberstdorf sowie den Allgäuer Hochalpen (z. B. den Ifen).

Abseits markierter Pfade

Das nächste Etappenziel führt zum Geißfuß (1981 m) mit seiner landschaftlichen Verschandelung durch die Lawinenabwehr. Kurz danach gelangt man zum Geißfußsattel, wo es gemäß Wegweiser links zum Oberen Gaisalpsee und rechts zum Edmund-Probst-Haus am Nebelhorn geht. Hier ist zu beachten, dass der direkte Grat zum Nebelhorn nicht ausgeschildert ist. Hierfür muss man dem unmarkierten Pfad gerade aus über den Gundkopf (2062 m) auf dem Grat folgen. Diese exponierte Route ist definitiv nicht für den breiten Wandertourismus geeignet, jedoch sollte sie für einen erfahrenen Alpinisten keine Probleme darstellen. Die Kletterschwierigkeiten bewegen sich – wenn überhaupt – im I. Schwierigkeitsgrad. Voraussetzung für eine sichere Begehung sind natürlich trockene und stabile Verhältnisse. Falls man diese interessante Alternative begeht, sind Tiefblicke und einzigartige Perspektiven auf den Unteren sowie Oberen Geißalpsee garantiert.

Die Anekdote

Nach einiger Zeit erreicht man schließlich den Gipfel des Nebelhorns (2224 m). Da die örtliche Seilbahn den Massentourismus auf den Gipfel organisiert, hält man es dort ohnehin nicht lange aus. Spätestens wenn Einzelne einen Besitzanspruch auf das Gipfelkreuz inklusive Einreihung einer Anstellschlange für das Gipfelfoto verlangen, ist der Zauber der Bergwelt dahin. Meine spontan gebildete Seilschaft, bestehend aus zwei ca. 70-jährigen Bergsteigern, haben die passende Worte gefunden:

“Die Seilbahnfraktion ist das Warten und Schlangestehen doch schon gewohnt. Sie warten unten an der Kasse, sie warten auf die Gondel, also warten sie nun auch gerne auf das Gipfelfoto. Alles organisiert, alles nachvollziehbar. Lassen wir sie mal machen.”

Aus diesem Grund haben wir nur einen kurzen Aufenthalt auf dem Nebelhorn gehabt und sind schnell den Rückweg angetreten. Da der Weg direkt unterhalb des Grates aufgrund der aktuellen Schneesituation meines Erachtens nicht begehbar war, entschlossen wir uns für den Abstieg zum Edmund-Probst-Haus. Von dort ging der Weg zurück zum Geißfußsattel, dem Oberen und Unteren Geißalpsee bis nach Reichenbach. Letztlich konnte ich diesen Bergtag mit sehr schönen Erinnerungen und Schmunzelmomenten abschließen. 🙂

Viele Grüße aus dem Allgäu
Christian

Was war Eure schönste Grat-Tour in den Bergen? Und seid ihr ebenfalls so beeindruckt wie ich, wenn Menschen im hohen Alter noch topfit in die Berge gehen? Schreibt es mir doch in die Kommentare, ich freue mich auf Eure Meinung!

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